Ein kleiner Rückblick in die Geschichte unserer St.-Johanneskirche in Giekau anläßlich der Kirchsanierung 2015/ 2016

An den Anfang möchte ich einen kurzen Überblick über den gegenwärtigen Stand der Arbeiten an der St.-Johanneskirche stellen:

Nachdem der Kirchtum 2012/2013 vorwiegend am Mauerwerk und der Balkenlage saniert wurde, konnten die Arbeiten am Kirchschiff in diesem 2. Sanierungsschritt nicht vollständig im Jahr 2015 abgeschlossen werden. Restarbeiten werden sich in die erste Jahreshälfte 2016 erstrecken.

Der 2. Sanierungsabschnitt begann im letzten Frühjahr damit, dass auf dem Kirchschiff die alte Dacheindeckung entfernt wurde. Da die Nagellöcher der mindestens 100 Jahre alten Schieferplatten ausgefranst waren, konnten sich Schieferplatten bei stärkeren Stürmen vermehrt lösen. So wurde eine Neueindeckung erforderlich. Im Zuge dieser Maßnahme wurde der Dachstuhl und das Mauerwerk besonders im Traufbereich überprüft. Seine Holzverbindungen waren bis auf wenige Balken erfreulicherweise noch intakt.

Mittlerweile ist das Kirchschiff mit spanischen Schieferplatten neueingedeckt worden. Die Neueindeckung wurde auf das von der Fa. Steen hergestellte Unterdach aufgebracht. Unsere Kirche hat nun also eine zweifache Dachhaut bekommen, so dass Witterungseinträge wie sie in der Vergangenheit vorgekommen sind, nicht mehr geschehen sollten. Auch bei dieser neuen Unterdach-Konstruktion wurde darauf geachtet, dass eine gute Durchlüftung des Dachstuhls gewährleistet bleibt.

Das schmiedeeiserne Ostkreuz auf dem Dachfirst wurde überarbeitet. Eine Teilvergoldung des Kreuzes konnte aufgrund einer Spende des Frauensache(n)-Teams wieder hergestellt werden.

Neben der neu installierten Blitzschutzanlage, neben den Klempnerarbeiten, in derem Zuge der untere Bereich der Regenfallrohre mit Kunststoffrohren ausgetauscht wurde (Diebstahlschutz), ist vorwiegend an dem Mauerwerk der südlichen und nördlichen Ziegelfassade gearbeitet worden. Dabei wurden poröse Ziegel ausgetauscht und die Verfugung zum Teil flächig ersetzt. Diese Mauerwerksarbeiten werden sich im Sockelbereich der Süd- und Ostfassade in der ersten Jahreshälfte 2016 fortsetzen.

Diesem kleinen Überblick über die gegenwärtigen Bauarbeiten möchte ich einen Bericht über Erhaltungsmaßnahmen früherer Zeiten an die Seite stellen. Denn an unserer Kirche musste stets saniert werden.

Wie klingt dies aber in historischen Aufzeichnungen? – Zur Kirchen-Außenmauer heißt es beispielsweise in der von Pastor Nissen 1899 aufgestellten Kirchenchronik

Die Kirche ist, wie die noch jetzt vorhandene ursprüngliche Nordwand zeigt, anfänglich aus großen Quadersteinen erbaut. Die Süd- und Ostwand sind, als vor einem Vierteljahrhundert die äußere Wand an beiden Seiten einstürzte, während die innere Wand stehenblieb, aus Mauersteinen neu aufgeführt.“

Und zur Kirchturm-Erneuerung heißt es in der Chronik weiter:

Der von 1811-13 erfolgte Bau eines neuen Kirchturms hat eine lange Geschichte. 1802 wurde der Neubau schon beschlossen. Die Kosten, berechnet zu 1872 Reichstaler, sollten durch die 117 Hufen der Gemeinde aufgebracht werden, und zwar in der Weise, dass jede Hufe 3mal, nämlich zum Umschlag und zu Jakobi 1803 und wieder zu Umschlag 1804 je 5 Reichstaler 16 Schilling entrichten sollte. Der Bau kam aber damals nicht zur Ausführung, weil die Bendfelder Hufner sich weigerten, die bereits begonnenen Spanndienste weiter zu leisten, wenn sie nicht auch von den niedergelegten Hufen der Güter geleistet würden. Die Sache wurde dem Oberkonsistorium zu Glückstadt zur Entscheidung vorgelegt, sie scheint aber nicht, wenigstens nicht bis 1808, entschieden zu sein, denn in dem Konvent von 1808 beschlossen die Güter, aber ohne Präjudiz, die Fuhren für die niedergelegten Hufen zu leisten. Der Turm war indessen immer baufälliger geworden und drohte einzustürzen. Ein Riß (=Bauplan) zu 220 Reichstaler berechnet. Zur Aufbringung dieser Summe wurde eine jährliche Kirchenanlage von 5 Reichstaler á Pflug (=Flächenmaß) beschlosssen. Im Jahre 1810 wurde von dem Konvent ein neuer Riß zum Kostenbetrag von 4723 Reichstaler 16 Schilling angenommen. Der Inspector Voigt auf Neuhaus sollte für die Aufsicht über den Abbruch des alten und den Bau des neuen Turms 275 Reichstaler erhalten. Der Bau begann im Frühjahr 1811 und wurde vollendet im Jahre 1813. Die Gesamtkosten betrugen 7804 Reichstaler und 4 Schilling. Davon hat das Patronat 1390 Reichstaler 4 Schilling bezahlt. Das übrige wurde durch die Kirchenkasse gedeckt. Wiederholt wurde über die teuren Preise der Materialien geklagt. Der eigentümliche unschöne Bau ist ein Denkmal von den architektonischen Liebhabereien des im übrigen so sehr verdienstvollen Inspektors Voigt auf Neuhaus, der von Haus aus Baumeister war.“

Soweit aus der Chronik von Pastor Nissen 1899.

 

Viele haben sich für unsere Kirchsanierung in diesen letzten Jahren engagiert: So wurde in der Johannes-Werkstatt für die Sanierung getöpfert, es wurden die alten Kirchendachschiefertafeln bemalt, es wurden Flohmärkte und Frauensache(n)-Märkte organisiert, und dadurch kamen nicht nur Verkaufserlöse zusammen, sondern es wurde auch ein Zeichen gesetzt, dass Menschen sich für die Erhaltung unserer Kirche einsetzen. Oft wurden wir durch Spenden und Kollekten bedacht. Dennoch wird die Kirchengemeinde finanziell in den nachfolgenden Jahren noch einen Abtrag zu leisten haben. Wir danken aber auch auf diesem Wege für Ihre Unterstützung!

Wenn Menschen sich nicht in den letzten 775 Jahren für Ihren Kirchbau engagiert hätten, so wäre uns kaum dieses Stein gewordene Glaubenszeugnis erhalten geblieben.

Dass möglichst viele Menschen sich weiterhin dafür einsetzen, dass unsere Kirche zur Ehre Gottes erhalten bleibt, darauf hoffen wir.

November 2015

Pastor Günther Suckow