Auszug aus Broschüre „Wildnis in Schleswig-Holstein“ von Dr. Henning Thiessen
Uferwälder und Flachwassergebiete am Selenter See
Der 22,4 km2 große Selenter See wird fast vollständig umgeben von unverbauten naturnahen und ungenutzten Ufern mit teilweise ausgedehnten urwaldartigen Erlenbruchwäldern, auf breiten Seeterrassen Erlen-Eschenwäldern und Übergängen zu Buchenwäldern sowie umfangreichen Röhrichtbeständen oder Brandungsufern. Aufgrund seiner geringen Nährstoffbelastung wird er als größter mesotropher See des Landes eingestuft. Durch die große Sichttiefe ist eine flächendeckende geschlossene Besiedlung mit Unterwasserpflanzen (18 Arten, insbesondere verschiedene Armleuchteralgenarten) bis in über 5 m Wassertiefe in fast lehrbuchhafter Abfolge vorhanden. U.a. sind 70 Arten der Makrofauna nachgewiesen. Aufgrund des Vorkommens von bis zu 9.000 mausernden Reiherenten, 1.500 Haubentauchern und weiteren Arten ist der See als international bedeutendes Wasservogelgebiet eingestuft.
Insbesondere in den windgeschützten Flachwasserbereichen der nördlichen Buchten ist eine weitgehend natürliche Zonierung der Verlandungsgesellschaften von Schwimmblattzonen über Röhrichte zum Bruchwald zu finden.
Große Rastbestände von Reiherenten und anderen Wasservögeln nutzen den Nahrungsreichtum der Unterwasserpflanzen und der Bodenfauna – insbesondere Muscheln – in den Flachwasserbereichen des Sees – z.B. zur Durchführung der Schwingenmauser im Sommer bis Herbst.
Das klare Wasser des mesotrophen Selenter Sees und die meist sandigen Sedimente der flachscharigen Seeufer sind gute Bedingungen für einen fast flächendeckenden Bewuchs mit Unterwasserpflanzen und in windstillen Bereichen von Schwimmblattpflanzen vor dem Röhrichtsaum in lehrbuchhafter Abfolge.
Kaum zu durchdringende Erlenbruchwälder und schwimmende Weidensümpfe und Hochstaudenbestände in Buchten am Nordufer des Selenter Sees vermitteln den Eindruck subtropischer Wildnisse.
Unbewirtschafteter Baumbestand aus Buchen, Ulmen und Eschen auf einer kaum zugänglichen Insel mit einer besonderen Ansammlung großer Findlinge. Solche Orte wirken auf manche Menschen in ihrer geheimnisvollen Eigenart und wurden und werden als magische oder mystische Orte empfunden und bezeichnet.
Erlenbruchwald mit stark wechselnden Wasserständen am Seeausfluss.